Darmstädter Sportstiftung

Starker Tobak, der Laufschuh

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„Höher, schneller, weiter – sportbedingte Hauterkrankungen.“ In der Reihe „Sport und Gesundheit“ der Darmstädter Sportstiftung sprach am Donnerstagabend der Dermatologe Ernst Georg Hasche. Der Oberarzt der Hautklinik am Klinikum Darmstadt, dokumentierte mit drastischen Bildern Pilzerkrankungen sowie Nagel- und Hautschäden. Grund: schlechtes Schuhwerk und fahrlässige Körperpflege im Sport.

Der südhessische Laufschuh, hinten aufgeschnitten, war das Härteste, das Ernst Georg Hasche dem überschaubaren Zuhörerkreis in der Sparkasse Darmstadt (Luisenplatz) vorsetzte. Darin steckte eine Ferse, brutal wund gelaufen. Auch sonst war der passionierte Hautarzt nicht zimperlich mit Sünden menschlicher Fahrlässigkeit. Fußpilz, Nagelpilz oder Warzen, häufig verbreitet bei Kindern. Reichlich eklige Bilder tischte der Dermatologe auf: Entzündungen, Infektionen, verstärkte Verhornung, Einblutungen in der Haut („Adidas-Krankheit“).
„Pilzsporen sind Überlebenskünstler“, lehrt ihn die Praxis tagtäglich. „An der Haut hat praktisch jeder etwas.“ Zumindest Hefepilze. Die gute Nachricht: „Pilz- und Hauterkrankungen sind gut behandel- und heilbar. Da gibt es eigentlich immer eine Waffe.“ Vorausgesetzt, der Betroffene spielt mit, hat Geduld und pflegt seinen Körper. Das gilt bei der Behandlung von Verletzungen der Haut, bei Sonnenbränden (Krebsrisiko), Austrocknung und Frostschäden.
Es gilt in besonderem Maß bei Pilzkrankheiten. Im warmen und feuchten Milieu, am verschwitzten Körper – unter Achseln und Brust, zwischen den Zehen – gedeihen sie üppig. Häufig werden sie von Mensch zu Mensch übertragen. Vom Fußpilz (Schwimmen) bis zur Kopfhaut (Ringen, Kampfsportarten), überall fühlen sich Sporen wohl. Eine Studie dokumentierte schon vor 14 Jahren: 30 Prozent der Menschen haben Fußpilz, zwölf Prozent Nagelpilz. Hasche: „Tendenz steigend.“ 48 Prozent der Läufer und 64 Prozent der Schwimmer plagen sich mit den Parasiten.

Einblutungen und schwarze Ferse

Und während Fußballspieler gerne die großen Zehen schädigen (Nagelpilz, Einblutungen in der Hornhaut), trifft es bei Läufern und Radfahrern die äußeren Zehen (Druckstellen, Entzündungen, Hühneraugen, offene Fersen, Kompression im Schuh). Tänzer-Ferse oder schwarze Ferse sind Alltag für Dermatologen.

Neben Salben, Cremes, Pasten und Tabletten – „am besten eine Kombi-Behandlung“ – spielen Ausrüstung und Prävention eine Rolle. Dazu gehören mehrere Paar Schuhe, die dem Fuß Platz lassen, die Zehen nicht einschnüren – sich der Belastung und Tageszeit anpassen. Medizinische Schuh-Desinfektionsmittel (Apotheke) beugen vor.

Badeschuhe in Gemeinschaftsduschen und Umkleiden (Schwimmbäder), aber auch im eigenen Bad, sind angeraten. Plus sorgfältige Körperhygiene: „Nach dem Duschen Körperlotion und gründlich abtrocknen“, gerade zwischen den Zehen und im Fußbereich. Weiße, kochfeste Handtücher und Shirts empfiehlt Hasche. „Erst bei der Wäsche bis 60 Grad werden Pilze eliminiert.“
Warzen, die Haut-Tuberkulose und Krebs nach sich ziehen können, lassen sich vereisen (mit flüssigem Stickstoff) und wegätzen. Hornhaut kann mit Bimssteinen und Hobeln (nach der Nutzung desinfizieren) – sorgfältig und nicht zu tief – abgetragen werden.

„Der Sportler hat häufig das Problem mit einwachsenden Nägeln. Fußnägel sollte man gerade schneiden und nicht rund.“ Bei Kopfpilzen helfen Shampoos. Hier drohen Haarausfall und Haarverlust. „Erst kommt der Fußpilz, dann der Nagelpilz.“ Dieser frisst sich von der Zehenspitze (Haut) in den Nagel und schädigt in der Fläche dann die Nagelwurzel. Angesichts des langsamen Nagel-Wachstums ist die Behandlung langwierig. „Fußpilz ist nicht einfach ein ästhetisches Problem, es ist eine Krankheit“, warnte Hasche.

Jeder Pilz ist heilbar. Diesem Credo vertraut der Hautarzt nicht. Durch Medikamenten-Einfluss (Tabletten-Konsum) sowie individuelle Determination können Störungen auftreten. Fußball- und Tennis-Zehen sind an der Tagesordnung. „Nagel ziehen ist keine Lösung.“ Einblutungen unter dem Nagel können das Wachstum schädigen, schlimmstenfalls zum schwarzen Hautkrebs führen (wie beim Sonnenbrand). Wer Warnzeichen des Körpers (Rötungen, Juckreiz oder farbliche Veränderung der Nägel) missachtet, riskiert schwerwiegende Folgen. Kommen Krankheiten hinzu (Zucker), drohen Wundrose, amputierte Gliedmaßen oder schwere Deformationen der Fersen, Nägel und Zehen. Was die Bilder untermauerten.

Hausmittel oft nicht wirksam

Wenig hält der Darmstädter Dermatologe auch von Hausrezepten und Hausmitteln von Arnika bis Teebaumöl „weil sie nicht wirksam sind.“ Auch der Einsatz von Lasern, wie sie die kosmetische Industrie entwickelte, überzeugt den Praktiker nicht, der, selbst aktiver Sportler („ich bin ja auch ein Mensch“), schon mit verschiedenen Pilzkrankheiten zu kämpfen hatte.
Hautkrebs in Folge hoher und langer Sonnen-Einstrahlung wird bei jeder fünften Frau und jedem achten Mann inzwischen erkannt. Sonnenbrand und verstärkte Hautalterungen sind Ursachen und Folgen. Doch nicht der Sportplatz und Sportkontakt ist höchster Quell für die hartnäckigen Parasiten. Die häusliche Umgebung bleibt – so Hasche – Ursache Nummer eins.